Der Testfall einer stabil dichtegeschichteten ebenen Scherschicht
ist deswegen so interessant, weil dabei der Zusammenbruch des Mischungsvorgangs
infolge von Dichteschichtung besonders deutlich wird
[25] [63].
Die Scherschicht verbreitert sich nicht mehr mit einer konstanten Rate
wie im ungeschichteten Fall (Abschnitt 9.3.4),
sondern die Turbulenz wird mit zunehmender
Breite der Mischungszone immer stärker gedämpft, bis das Breitenwachstum
der Scherschicht zum Stillstand kommt. Die Scherschicht erreicht also eine
Endbreite, die sie in ihrem weiteren Verlauf beibehält9.12.
Dieser Vorgang kann auch anhand der RICHARDSON-Zahl erklärt werden.
Wenn die in Gl. (6.9) auftretenden Dichte- und
Geschwindigkeitsgradienten in Differenzenquotienten verwandelt werden, ergibt
sich die bulk-RICHARDSON-Zahl:
(9.29)
mit
Dichtedifferenz,
Geschwindigkeitsdifferenz und
Scherschichtbreite
Bei der ebenen Scherschicht bleiben Dichte- und Geschwindigkeitsdifferenz
zwischen den beiden Seiten der Scherschicht konstant.
Mit zunehmender Lauflänge steigt die Scherschichtbreite und damit
die RICHARDSON-Zahl an. Diese ist, wie in Abschnitt 6.3
erläutert, ein Maß für den Einfluss der Dichteschichtung auf die Strömung,
d. h., der Einfluss der Dichteschichtung auf die Turbulenz in der ebenen
Scherschicht steigt mit zunehmender Scherschichtbreite.
Am Beginn der Scherschicht, wenn die Breite noch gering ist, hat die
Dichteschichtung kaum Einfluss und die Scherschicht verhält sich wie im
ungeschichteten Fall.
Experimente [25] [63] zeigen, dass die
Dichteschichtung mit zunehmender Lauflänge die Turbulenz immer stärker dämpft,
bis das Breitenwachstum ganz zum Stillstand kommt.
Der Stillstand des Breitenwachstums (Turbulenzkollaps) hat nicht das Verschwinden
jeglicher Schwankungsbewegungen zur Folge.
Die verbleibenden Schwankungsbewegungen werden von HOPFINGER [46]
als quasi-2D-Turbulenz und nichtlineare Grenzflächenwellen beschrieben.
Es besteht kein Anlass anzunehmen, dass das Verhalten der Schwankungsbewegungen
nach dem Kollaps mit einem Turbulenz-Modell, das wie z. B. das k--Modell
eine isotrope Wirbelviskosität verwendet, simulierbar ist.
Für die Berechnung des Stofftransports im Ästuar ist es nicht relevant, die
geringfügige Mischungswirkung nach dem Kollaps zu erfassen, sondern es ist für die
Ermittlung der insgesamt transportierten Stoffmenge entscheidend, dass das
Turbulenzmodell das Eintreten des Kollapses näherungsweise erfassen kann.
In den hier durchgeführten Berechnungen kommt das Breitenwachstum
der ebenen Scherschicht nahezu vollständig zum Stillstand.
Die in diesem Endzustand auftretende RICHARDSON-Zahl
dient als Vergleichskriterium.
CHU und BADDOUR [25] ermitteln aus ihren Experimenten
maximale Gradient-RICHARDSON-Zahlen9.13 von 0,302 bis 0,469 für
den zusammengebrochenen Endzustand der ebenen Scherschicht.
Bild 37
zeigt die hier berechneten Geschwindigkeitsverteilungen
für dichtegeschichtete ebene Scherschichten und vergleicht mit dem
ungeschichteten Fall. Die aus den Berechnungen ermittelte
maximale Gradient-RICHARDSON-Zahl beträgt für die Berechnungen 0,339 und 0,454.
Es kann vermutet werden, dass auch hier die starke Sensitivität der Strömung
bezüglich der Zuflussrandbedingungen wie im ungeschichteten Fall (Abschnitt
9.3.4) auftritt.
Dieser Testfall hat die Kennung ,,strash``
in der bereits angegebenen Quelle
http://www.wyrwa.de/casu/test.